B 33: Ein Drittel weniger Unfälle nach Tempolimit

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Sonntag, 4. Mai 2003: Bei einem frontalen Zusammenstoß zweier PKW’s auf der B33 kommen zwei Menschen ums Leben. Bild: Adolf Gegg

[16.12.2004]
Offenburg. Die Bundesstraße 33 zwischen Offenburg und Hausach ist seit der Einführung der Geschwindigkeitsbeschränkungen durch die Straßenverkehrsbehörde beim Landratsamt Ortenaukreis zum 1. Dezember 2003 deutlich sicherer geworden. Eine Auswertung der Unfallzahlen durch das Landratsamt und die Polizeidirektion Offenburg zeigt, dass die Anzahl der Unfälle im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Drittel (- 35,3 %) zurückgegangen ist. Auch die Zahl der Schwerverletzten nahm um rund ein Drittel (35,7 %) ab. Mehr als halbiert hat sich auch die Zahl der Leichtverletzten (- 61 %). Drei Menschen kamen bei Unfällen 2004 auf der B 33 ums Leben. Im Jahr 2003 waren es noch fünf.


Noch deutlicher ist der Rückgang der Unfallzahlen im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2003. Hier haben sich die Unfallzahlen fast halbiert (- 42,1 %). Die Zahl der Schwerverletzten verringerte sich um rund 37 Prozent, die der Leichtverletzten um rund 62 Prozent.

"Die Zahlen zeigen, dass die Geschwindigkeitsbeschränkungen und weitere Maßnahmen zur Sensibilisierung richtig waren", kommentiert Landrat Klaus Brodbeck die vorläufige Bilanz. "Jeder Unfall ist jedoch ein Unfall zuviel, so Brodbeck, "denn oft bedeuten Verkehrsunfälle großes menschliches Leid für alle Betroffenen." Darüber hinaus verursachten Verkehrsunfälle einen hohen volkswirtschaftlichen Schaden. "Ich bedauere sehr, dass es auch in diesem Jahr wieder tödliche Unfälle auf der B 33 gegeben hat. Dennoch ist die B 33 durch das Tempolimit erheblich sicherer geworden." Erst die Einführung des Tempolimits habe die Diskussion um bauliche Verbesserungen an der B 33 auch bei Bund und Land ins Rollen gebracht.

Dass das Tempolimit bei den Autofahrern auf der B 33 weitgehend akzeptiert wird, zeigt eine Befragung von 745 Verkehrsteilnehmern im Juli 2004. Rund 60 Prozent stimmen dem Tempolimit zu. Eine Umfrage in Haushalten im Kinzigtal ergab eine Zustimmung von rund 37 Prozent.

Die Straßenverkehrsbehörde beim Landratsamt Ortenaukreis hatte zum 1. Dezember 2003 nach mehreren schweren Unfällen auf der Bundesstraße 33 eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 80 Stundenkilometern auf freier Strecke und 60 an den Einmündungen zwischen Offenburg und Hausach probeweise für zwei Jahre angeordnet. Seitdem hat der Kreis mehrere Initiativen gestartet, um die Sicherheit auf der auch als "Todesstrecke" bezeichneten Straße zu verbessern. So hat das Landratsamt in Zusammenarbeit mit der Polizeidirektion Offenburg, dem Straßenbauamt Offenburg und der
Verkehrswacht Ortenau ein Konzept ausgearbeitet. Unter anderem wurde mit einer Broschüre bei den Bewohnern des Kinzigtals für das Tempolimit geworben. Große Hinweistafeln mahnen inzwischen die Autofahrer zu mehr Gelassenheit.

Zudem haben Kreis und Polizei mit mehr Kontrollen die Einhaltung des Tempolimits überwachet. Seit Januar dieses Jahres stand das Geschwindigkeits-Messgerät 148 Mal an der B 33. Dabei wurden rund 320.000 Fahrzeuge gemessen, von denen rund 21.000 die vorgeschriebene Geschwindigkeit nicht einhielten. Im Tempo-60-Bereich lag die höchste gemessene Geschwindigkeit bei 133, im Tempo-80-Bereich bei 169 Stundenkilometern. Die so genannte Beanstandungsquote liegt damit bei 6,6 Prozent, ein Wert, der im Durchschnitt anderer Mess-Standorte im Ortenaukreis liegt.

Alle Verkehrsexperten im Kreis sind sich jedoch einig, dass ausschließlich durch bauliche Maßnahmen die Verkehrssicherheit deutlich verbessert werden kann. In einer von Landrat Klaus Brodbeck im Oktober eingebrachten Resolution fordert der Kreistag Bund und Land auf, die finanziellen Mittel für einen Ausbau der Bundesstraße 33 zügig bereit zu stellen.

Im Februar 2004 hatte Landrat Klaus Brodbeck gemeinsam mit fünf Bürgermeistern aus dem Kinzigtal den Ausbau der Bundesstraße 33 bei Regierungspräsident Dr. Sven von Ungern-Sternberg zum Thema gemacht. Beide Politiker legten eine neue Strategie fest. Man nahm vorerst Abstand von der Forderung eines durchgehenden vierstreifigen Ausbaus. Dagegen sollte der Ausbau von Haslach bis Gengenbach dreistreifig, und nur auf der besonders stark befahrenen Strecke zwischen Gengenbach und Offenburg vierstreifig ausgebaut werden. Damit liegt eine auch mittelfristig finanzierbare Alternative vor. Das Ministerium für Verkehr und Umwelt Baden-Württemberg hatte daraufhin erklärt, die Planung für die Verbreiterung der Fahrbahn auf vier Streifen einschließlich Mitteltrennung zwischen Elgersweier und der künftigen Nordspanne Gengenbach unverzüglich aufzunehmen.

Text: Landratsamt Ortenaukreis

Kommentar der Redaktion:

Als "Todesstrecke" wird die schöne, einfach zu befahrene Bundesstraße 33 zwischen Haslach und Offenburg mittlerweile bezeichnet. Doch warum? Weder scharfe Kurven, uneinsehbare Stellen noch andere Widrigkeiten behindern den Verkehr. Im Gegenteil: Eine geradlinige, hindernisfreie Straßenführung kennzeichnet den Verlauf dieser Straße.

Grund für die unpopulären (Zwangs-)Maßnahmen der Straßenverkehrsbehörden ist ausschließlich der Mensch. Nicht wenige dieser Spezies sind dafür verantwortlich, dass die Bundesstraße 33 von Toten gesäumt ist. Verantwortungslose Raserei, totale Überschätzung von Mensch und Maschine, Imponiergehabe und Rücksichtslosigkeit kennzeichnen noch heute den Verkehr (nicht nur) auf dieser Straße.

Wie (geistes-)krank, wie brutal und menschenverachtend sind Autofahrer jeglichen Geschlechts, die unschuldige und sich korrekt verhaltende Verkehrsteilnehmer nicht nur gefährden sondern töten oder lebensgefährlich verletzen?

Die Lösung liegt leider nicht (nur) in einem Tempolimit- dies ist besenfalls ein gutgemeinter Anfang. Die Lösung liegt in einer Bewusstseinsveränderung der autofahrenden Menschheit. Dass dies leichter gesagt als getan ist, zeigt der vorherrschende Trend zur Gewalt und die Verrohung der Sitten in allen gesellschaftlichen Bereichen. Das, was sich auf unseren Straßen abspielt, ist ein Spiegelbild des Zustandes unserer Gesellschaft.

Solange auch heute noch auf der B33 mit 80 km/h fahrende Autofahrer in der Regel schon nach kurzer Zeit von Rasern überholt werden, solange bleibt Handlungsbedarf. Schade, dass Radarfallen und saftige Geldbußen offensichtlich mehr vermögen als Verkehrserziehung und gutgemeinte Ermahnungen. Der Deutsche wird halt mal wieder dort erzogen, wo er es (noch) spürt: An der Geldbörse.

Text: Landratsamt Ortenaukreis

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