[29.7.2006]
Wolfach. Das Wetter ist in diesem Sommer in aller Munde. Unser Wetterexperte Franz Schmalz hat das Juni-Wetter wieder ganz genau unter die Lupe genommen: Hatte es zuerst den Anschein, dass aus diesem Juni nichts rechtes werden könnte, wurde man dann doch bald eines besseren belehrt. Auf den kältesten Junistart seit Messbeginn folgte dann noch ein deutlich überdurchschnittlicher Sommermonat mit zu viel Wärme, zu wenig Niederschlag und einem satten Sonnenscheinplus.
Begonnen hatte der Monat mit einem Negativrekord. Ganze 9,2 Grad zeigte das Thermometer am Monatsersten als Höchstwert an. Das war nochmals 0,1 Grad weniger als am 7.06.1986 gemessen wurde. Zudem zeigte sich der Himmel wolkenverhangen und regnerisch. Auch an den nächsten Tagen blieb es weiter kühl und feucht, wenn auch die Temperaturen nun wieder in den Bereich von 15 bis 20 Grad kletterten.
Eine grundlegende Wetterbesserung setzte dann ab dem 6. ein. Bereits am 7. wurde die 20-Grad-Marke geknackt und bei strahlendem Sonnenwetter legten die Temperaturen jeden Tag etwas zu, am 10. gings über die 25 Grad und am 13. wurde die Hitzeschwelle von 30 Grad genommen. Mit Ausnahme des 22. und 23. erreichten nun die Temperaturen am Tage immer sommerliche Werte von 25 Grad und mehr.
Regen war in dieser Zeit die Ausnahme und beschränkte sich meist auf Gewittergüsse. Erst gegen Monatsende war es in der schwülen Luft vermehrt gewittrig und es kam zu örtlich sehr unterschiedlichen Gewittern, ja teilweise zu Unwettern.
Vergleicht man die Junitemperaturen mit den langjährigen Durchschnittswerten, sieht man zu Monatsbeginn noch eine merklich zu kühl temperierte Wetterphase mit Abweichungen bis zu fast acht Grad unter dem Mittel. Ab dem 9. wechselten die Tagesmittel dann in den positiven Bereich. Bis zum Monatsende blieb es nun ständig mehr oder weniger zu warm.
Die höchsten Tagesabweichungen stellten sich zur Monatsmitte und zur Mitte des letzten Junidrittels mit Werten von sechs bis acht Grad ein. Dieser Wärmeüberschuss sorgte trotz des kühlen Beginns am Ende für ein kräftiges Temperaturplus von 2,2 Grad. Damit gehörte der Juni 2006 zu den wärmsten Junimonaten (Platz 5) seit Messbeginn in Wolfach. Dass der Sommer ganz schön zur Sache ging, konnte man an der Zahl der 19 Sommertage ablesen, normalerweise gibt es im Juni nur neun Tage mit Höchstwerten über 25 Grad.
Weit überdurchschnittlich auch die sechs heißen Tage, erwarten durfte man eigentlich nur einen Tag mit mindestens 30 Grad. Die höchste Tagestemperatur wurde am 25. mit +33,1 Grad abgelesen, recht niedrig lag das Temperaturminimum am 3., hier wurden nur +2,9 Grad abgelesen, am Erdboden ging das Thermometer sogar auf +0,6 Grad zurück, so kühl war es im Juni schon seit Jahrzehnten nicht mehr.
Nach einem noch regnerischen Start zeigte sich die Witterung im weiteren Monatsverlauf meist von der trockenen Seite. Bis ins letzte Drittel hinein gab es nur noch sporadische Niederschläge, erst die letzten Junitage waren dann vermehrt von gewittrig durchsetzten Regenfällen begleitet. In Wolfach fielen insgesamt 49,7 Liter je qm und damit wurden lediglich 40 Prozent der Sollmenge erreicht.
Um vier Tage zu niedrig lag auch die Zahl der Regentage. Die größte Tagesmenge wurde in Wolfach am 28. mit 13,6 Liter gemessen. Über 60 Liter fielen an diesem Tage in nur wenig mehr als einer Stunde in Hofstetten und verursachten dort große Schäden. Die Gewitter dieses Tages wuchsen aber nicht nur in Hofstetten zu Unwettern, auch im Raum Schwenningen-Trossingen wird man diesen Tag so schnell nicht vergessen können. Im Raum Wolfach blieben die fünf Gewittertage dagegen ohne nennenswerte Vorkommnisse.
Voll auf Ihre Kosten kamen die Sonnenanbeter. Mit 235,5 Sonnenstunden wurde in Wolfach der Sollwert um 36 Prozent übererfüllt. Wenn auch nicht der Rekord aus dem Jahre 1976 in Gefahr war, es reichte doch auch hier zu Platz fünf der Hitliste. Interessant in diesem Zusammenhang, dass die Junimonate 2003, 2005 und nun auch 2006 fast auf die Stunde gleichviel Sonnenzeiten hatten.
Im Einklang mit dem Sonnenüberschuss zeigte sich der Bewölkungsgrad deutlich zu niedrig. Mit 3,4 Achtel Durchschnittsbewölkung war es um 1,6 Achtel geringer bewölkt als normal. Die Zahl der heiteren Tage lag mit 7 um vier über dem Schnitt und mit nur zwei trüben Tage blieb man hier um acht Tage unter dem Soll.
Der Juni als erster Sommermonat gab also eine gute Vorlage und wie sich bisher zeigte nahm der Juli den Ball auf, obs an der Fussball-WM lag?? Jedenfalls steht jetzt schon fest, dass der Sommer selbst bei einem ausgesprochen kühlen August sein Soll geleistet hat. Aber da ist noch alles offen.
Text und Grafik: Franz Schmalz
Bilder: Anke Bauer