[28.12.2004]
Für eine kreisweit abgestimmte Kindergartenplanung hat sich Kreissozialdezernent Georg Benz kürzlich anlässlich des "Zweiten Gemeinde- und Trägerforums Kindertagesbetreuung und Bildung" im Offenburger Landratsamt ausgesprochen. Das zu Beginn des Jahres in Kraft getretene Kindergartengesetz in Baden-Württemberg verfolge das Ziel eines bedarfsgerechten Ausbaus. Im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf konnte dieses Ziel nur ansatzweise erreicht werden.
Eine mit allen Beteiligten abgestimmte Planung sei deshalb dringend erforderlich, so Benz bei dem Forum, das als erste zentrale Veranstaltung im Rahmen des "Ortenauer Bündnisses für Familien" stattfand. Rund 85 Vertreter von Gemeinden und Trägern der Kindertagesbetreuung im Ortenaukreis tauschten bei der Veranstaltung Erfahrungen aus und informierten sich über neue Entwicklungen zum Thema Kindertagesbetreuung und Bildung.
Einen Überblick über die Situation und die Entwicklung der Kindertagesbetreuung in den Jahren 2000 bis 2003 im Ortenaukreis gab Hans-Jürgen Lutz, Jugendhilfeplaner beim Landratsamt. Auffälligstes Merkmal der vergangenen Jahre sei, dass sich die Kindergärten stärker nach den Erfordernissen und Wünschen der Eltern orientierten. So seien rund 73 Prozent der ursprünglichen Regelkindergärten mit beschränkten Öffnungszeiten in die stärker nachgefragte Angebotsform der verlängerten Öffnungszeit und der Altersmischung umgewandelt worden.
Rund 65 Prozent des Angebots zur Kindertagesbetreuung im Ortenaukreis wird durch freie Träger angeboten. 28 von 51 Gemeinden im Ortenaukreis führen eine örtliche Bedarfsplanung durch, ohne selbst Träger zu sein. Die Auslastung der Kindergartengruppen ist sehr groß. Die so genannte Versorgungsquote für Kinder unter drei Jahren liegt im Ortenaukreis bei rund 2,5 Prozent. Im Landesdurchschnitt liegt sie bei 5,6 Prozent. Das vom Bund auf den Weg gebrachte Tagesbetreuungsausbaugesetz, so Jugendhilfeplaner Lutz, gehe von einer Versorgungsquote bis zum Jahr 2010 von 20 Prozent aus.
Lutz kündigte an, dass der Kreis das Ziel habe, die Bedarfsplanungen der Gemeinden in Zukunft auf Kreisebene abzustimmen und zusammenzuführen. Der Jugendhilfeplaner erläuterte in diesem Zusammenhang die Fachplanung Kindertagesbetreuung im Rahmen des Ortenauer Bündnisses für Familien. "Wir brauchen auf der einen Seite konsensfähige Empfehlungen auf Kreisebene. Auf der anderen Seite ist eine regionalspezifische Umsetzung der Gemeinden, Träger und Einrichtungen für Kindertagesbetreuung notwendig." Bereits ab Januar 2005 wird eine Facharbeitsgemeinschaft Kindertagesbetreuung und Bildung entsprechende Empfehlungen vorbereitet. Die Arbeitsgemeinschaft setzt sich sowohl aus kommunalen, konfessionellen und freien Trägern, als auch aus Fachberatern und Kindergartenleiterinnen zusammen. Die Themen und Ergebnisse sollen bereits ab September 2005 in den Regionalkonferenzen des Ortenauer Bündnisses für Familien vorgestellt werden.
Über Einzelheiten des neuen Tagesbetreuungsausbaugesetzes, das am 1. Januar 2005 in Kraft tritt, informierte Kreisjugendamtsleiterin Martina Walter. Ziel des Gesetzes sei der bedarfsgerechte Ausbau der Tagesbetreuung für Kinder im Alter unter drei Jahren in Einrichtungen und der Tagespflege. Danach seien die Träger oder die Kommunen verpflichtet, bis spätestens zum 1. Oktober 2010 entsprechende Angebote zu schaffen. Eine Übergangsregelung sieht einen stufenweisen Ausbau und die Abstimmung der Bedarfsplanung des örtlichen Trägers mit den Kommunen vor, um das neue Förderangebot zu steuern.
Die Überlegungen des Landes Baden-Württemberg, den Bildungsauftrag von Kindergärten zu stärken, stellte Dr. Dietlinde Granzer vom Kultusministerium Baden-Württemberg den Tagungsteilnehmern vor. Von 2006 bis 2010 wird das Land ein Orientierungsplan für Bildung und Erziehung in Tageseinrichtungen für Kinder in Baden-Württemberg einführen. Ab 2010 wird er für alle Einrichtungen verbindlich sein. Das Landratsamt plant dazu in Kooperation mit dem Kultusministerium eine Informationsveranstaltung für alle Einrichtungen im Ortenaukreis.
Dass vor allem die Kommunen in Baden-Württemberg aufgrund der Kommunalisierung eine hohe Verantwortung für die Qualität der Betreuungsangebote haben, erläuterte Dr. Bernhard Nagel, Abteilungsleiter im Staatsinstitut für Frühpädagogik in München. Er stellte Ergebnisse der "Nationalen Qualitätsinitiative: Steuerung von Trägerqualität" vor, mit dem das Institut Qualitätskriterien für die Arbeit von Trägern von Kindertageseinrichtungen bestimmt und Verfahren zur Qualitätsfeststellung entwickelt. Das vorgelegte Qualitätshandbuch steht allen Trägern zur Verfügung. Das Ortenauer Bündnisses für Familien wird am 7. und 8. April 2005 einen Workshop "Träger zeigen Profil" im Ortenaukreis in Kooperation mit dem Staatsinstitut für Frühpädagogik aus München anbieten.
Text: Landratsamt Ortenaukreis