Gesundheitsamt: Impfstatus jetzt überprüfen

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[1.1.2005]
Winterzeit ist Impfzeit. Das Gesundheitsamt beim Landratsamt Ortenaukreis rät deshalb, in den Wintermonaten den Impfstatus der ganzen Familie anhand der Impfbücher vom Hausarzt überprüfen zu lassen. Die großen Plagen der Menschheitsgeschichte, die Pest, die Seuchen, sie scheinen besiegt. Sie seien aus dem Bewusstsein vieler Menschen nahezu verschwunden sagt Dr. Erwin Lenz, Leiter des Gesundheitsamtes. "Das Vertrauen in die Medizin ist groß. Doch haben die Seuchen tatsächlich ihren Schrecken verloren?", fragt Dr. Erwin Lenz. Nicht nur die neuen Seuchen wie Rinderwahnsinn, AIDS oder SARS beunruhigen uns. Auch die alten Schrecken sind wieder da: die Cholera grassiert in Afrika, Pest in Indien, Tuberkulose und Virusgrippe fordern ihre Opfer.

Die Experten warnen: längst ausgerottet geglaubte Krankheiten drohen zurückzukehren. Eine ausgeprägte Impfmüdigkeit in Deutschland führt zu gefährlich großen Lücken beim Impfschutz, zum Beispiel bei den Masern. Nicht nur viele Kinder sind ungenügend geschützt, sondern auch Erwachsene vernachlässigen Auffrischimpfungen. "Masern sind keine Kinderkrankheit mehr und viele Infektionen können ursächlich mit Antibiotika nicht behandelt werden", warnt Dr. Erwin Lenz. Gegen viele Bakteriengifte und Viren gibt es keine Gegenmittel. Die Erkrankungen, wie etwa auch Tollwut, sind zum Teil unheilbar tödlich oder haben, wie die Masern, lebensgefährliche Komplikationen. Hier können Impfungen schützen. "Impfen nützt – impfen schützt!" appelliert Dr. Lenz.

Jeder sollte gegen Kinderlähmung, Diphtherie und Wundstarrkrampf ausreichend geimpft sein. Diese Impfungen müssen bei vollständiger Grundimpfung alle zehn Jahre aufgefrischt werden. Dringend geboten ist ein ausreichender Schutz gegen Mumps und Masern sowie Röteln sowohl bei Kindern, als auch bei Erwachsenen, rät Dr. Erwin Lenz. Bei Kindern ist er zusammen mit der Impfung gegen Keuchhusten obligatorisch. Bei Säuglingen und Kindern empfiehlt die ständige Impfkommission beim Robert Koch Institut darüber hinaus die Impfung gegen bakterielle Hirnhautentzündung durch Haemophilus influenzae, gegen Windpocken, bei Säuglingen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung gegen Pneumokokken-Infektionen (Pneumokokken verursachen unter anderem eine Lungenentzündung, Blutvergiftung oder Hirnhautentzündung) und gegen Hepatitis B (virale Entzündung der Leber/ infektiöse Gelbsucht). Alle gebährfähigen Frauen sollten einen ausreichenden Infektionsschutz gegen Röteln besitzen, weil eine Rötelinfektion während der Schwangerschaft das ungeborene Kind schwer schädigen kann.

Winterzeit ist im übrigen auch Impfzeit gegen die durch Zecken übertragene Frühsommer-Hirnhautentzündung (FSME). Gefährdete Personen sollten nicht bis zum Frühjahr warten, rät das Gesundheitsamt. Der Ortenaukreis ist Hochrisikogebiet für die Zecken-Hirnhaut-Entzündung. Im Jahr 2004 sind die Meldungen erneut stark angestiegen und erreichen den höchste Stand seit über 20 Jahren.

Auch gegen die Virusgrippe sollte man sich impfen lassen. Die gilt ganz besonders für Menschen über 60 Jahre, Patienten mit chronischen Erkrankungen sowie besonders gefährdete Berufsgruppen mit starkem Publikumsverkehr, zum Beispiel medizinische Berufe und Pflegekräfte. Die Virusgrippe ist eine schwere Erkrankung mit gefährlichen Komplikationen wie Lungen- und Herzmuskelentzündung und einer mehrere Wochen dauernden Erholungszeit. Jedes Jahr fordert die Grippe in Deutschland Todesopfer. Im Laufe der letzten großen Epidemien starben 1970 allein in Deutschland etwa 7.000, 1968 und 1969 etwa 8.000 Menschen. 1918 starben Millionen. Die Virusgrippe darf nicht mit einer gewöhnlichen Erkältung verwechselt werden. Die Impfung schützt nicht vor Erkältung, sondern nur vor der schweren Virusgrippe.

Vor einem Auslands-/Tropenaufenthalt sollte man sich mindestens vier bis sechs Wochen vorher vom Hausarzt reisemedizinisch beraten lassen. Auch wenn nicht mehr viel Zeit bleibt, gibt es noch "Kurzprogramme", die einen gewissen Schutz bieten. Impfstoffe gibt es zudem gegen folgende Erkrankungen: Hepatitis A und B, Tollwut, Cholera, Typhus, Gelbfieber sowie gegen bestimmte Formen von Hirnhautentzündung. Der Hausarzt gibt Auskunft darüber, ob eine derartige Impfung notwendig ist.

Der Aufwand bei den Impfungen ist minimal, zum Teil können mit einer Injektion mehrere Impfungen gleichzeitig erfolgen, zum Beispiel Diphtherie/Wundstarrkrampf oder Masern, Mumps, Röteln. Die heutigen Impfstoffe sind von sehr hoher Qualität und, wenn auch nicht
nebenwirkungsfrei, so doch nebenwirkungsarm. Das Risiko von Nebenwirkungen muss gegen das Gesundheitsrisiko der Erkrankung abgewogen werden. "Das Risiko der Impfung steht in der Regel in keinem Verhältnis zu dem Ausmaß der Schädigungen durch die Erkrankung und deren Komplikationen selbst", so Dr. Erwin Lenz. Mit Ausnahme der Schutzimpfung bei "nicht beruflich bedingten Auslandsreichen" übernehmen die Krankenkassen die Kosten der meisten Impfungen.

Text: Landratsamt Ortenaukreis

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