[01.10.2019]
Offenburg. Wenn die 278 Referees der Schiedsrichtervereinigung Offenburg am Mittwochabend vor dem „Tag der Deutschen Einheit“ ab 19.00 Uhr in der Festhalle Ortenberg ihr hundertjähriges Bestehen mit einem Festakt, einem bunten Programm und einem kameradschaftlichen Beisammensein feiern, dann dürfen sie mit Recht auf eine echte Erfolgsgeschichte zurückblicken.
Chronik 100 Jahre SRVgg Offenburg
In einer gekonnt erstellten Chronik haben die Mitverantwortlichen um den früheren Bezirkslehrwart David Schmidt einen interessanten Querschnitt durch die wechselvolle Geschichte der Schiedsrichtervereinigung aufgezeigt. Von der politisch äußerst unruhigen Zeit 1919 nach dem ersten Weltkrieg bis zum heutigen Tag, denn es ist es ein langer und schwieriger Weg. In den Jahren von 1914 bis1918 ruhte der Spielbetrieb wegen des Krieges. Zuvor war der Fußball in den 1870er Jahren vom Mutterland England nach Deutschland gekommen und hatte anfangs mit großen Hindernissen zu kämpfen. Nachdem am 28. Januar 1900 der Deutsche Fußballbund DFB in Leipzig gegründet worden war, folgten sehr bald die Gründungen regionaler Verbände, Kreise und Vereine, von der Großstadt bis aufs Dorf. Untrennbar mit dem Fußballspiel ist auch die Rolle und Bedeutung des Schiedsrichters verbunden. Denn jedes Kind kennt den Spruch: „Ohne Schiri geht es nicht“. Wie die Vereine so gründeten auch die Schiedsrichter ihre Vereinigungen. Der Bezirk Offenburg ist einer der sechs Bezirke des Südbadischen Fußball-Verbands. Dieser ist einer der 27 Mitgliedsverbände des DFB.
Festschrift als Geschichtsdokument
Die hundert Jahre Geschichte sind weniger an den Ereignissen als an besonderen Persönlichkeiten fest zu machen. Ihre Verdienste werden in Wort und Bild und in einer zeitlichen Tabelle ausführlich gewürdigt. Zudem geschieht die meiste Arbeit in den sechs Gruppen vor Ort: Ettenheim, Lahr, Kinzigtal, Offenburg, Renchtal und Hanauerland. Sie alle sind ausführlich beschrieben. Die wichtigsten Fakten ihrer Entwicklungen sind festgehalten.
Große Pionierarbeit leisteten die Altvorderen in den Gründerjahren, in der Zeit zwischen den Weltkriegen und während der Hitlerdiktatur. In der Zeit des zweiten Weltkriegs ruhte die Tätigkeit zwangsweise. Nach der Stunde Null musste alles wieder neu aufgebaut werden. Es war deshalb ein langer und teilweise beschwerlicher Weg bis zum heutigen modernen Standard. Dabei hat in den letzten Jahren der Computer vieles übernommen. Die Spiele gehen per E-Mail an die Schiedsrichter, werden bestätigt und dann auch über den Vereinscomputer, der in jedem Clubhaus steht, abgewickelt. Der zunehmende Schiedsrichtermangel beherrscht immer mehr die Diskussion. Die Neuzugänge können meist die Abgänge nicht mehr ausgleichen. Auch ist das Freizeitverhalten der jungen Kameraden anders, so dass sich ihre Einsatzmöglichkeiten auch eingeengt haben.
Die Vorstandschaft im Jubiläumsjahr 2019 mit Dietmar Geißler (von links), Thorsten Weber, Reinhard Huber, Dirk Schiller, Najib Nasser, Michael Walther und Wilfried Pertschy
Schiedsrichtervereinigung Offenburg im Jubiläumsjahr 2019
Bei der hundertsten Jahreshauptversammlung im 100. Jubiläumsjahr am Sonntag, 30. Juni in der Hölzelhalle in Linx wurden bei den Neuwahlen in die entsprechenden Ämter gewählt: Vorsitzender und Bezirksschiedsrichterobmann (BSO) Wilfried Pertschy, Kassenwesen und stellvertretender BSO Thorsten Weber, Spieleinteiler Aktive Dietmar Geisler, Spieleinteiler Junioren Dirk Schiller, Bezirkslehrwart Michael Walther, Schriftführer und Presse Najib Nasser, Liga-, Bezirksliga und Nachwuchskader Reinhard Huber. Sie vertreten im Südbadischen Fußballverband die 218 aktiven Schiedsrichter, die 49 Passiven und die elf Ehrenmitglieder des Bezirks Offenburg in allen Angelegenheiten.
In der Chronik heißt es: „Sportlich waren die letzten Jahre überwiegend erfolgreich. Nico Gallus gelang der Sprung auf die DFB-Liste, wo er als Schiedsrichter sogar von der B-Junioren-Bundesliga in die A-Junioren-Bundesliga aufstieg. David Schmidt schaffte es aus der Verbandsliga in die Oberliga Baden-Württemberg. Auch an der Basis tut sich einiges. Das Stichwort hierbei ist der sogenannte „Masterplan Amateurfußball“ des Deutschen Fußball-Bundes. Hierbei wird besonders der Austausch mit den Vereinen verstärkt. Unter sehr guter Zusammenarbeit mit dem Bezirksvorsitzenden Heinz Schwab und seinem Team gelang es, die Clubs für ein besseres Miteinander von Vereinen und Schiedsrichtern zu sensibilisieren. In verschiedenen Workshops und Sitzungen, wie beispielsweise den Vorstands-Treffs, werden Ideen der Vereine und des Bezirks gesammelt und ausgearbeitet. Die Förderung von Fairness und Respekt füreinander stehen dabei im Vordergrund. Auch die Gewinnung neuer Unparteiischer wird immer dringlicher. Und auch hier gab es nach jahrelang rückläufigen Zahlen erste leicht positive Zahlen.
Nach dem beruflich bedingten Wegzug von David Schmidt hat man derzeit mit Marvin Maier einen erfahrenen Oberliga-Schiedsrichter an der sportlichen Spitze. Nico Gallus, Julius Rendler und Nico Prehn machen viel Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft . Doch die Schiedsrichter-Vereinigung besteht nicht nur aus den Spitzenkräften. Tag für Tag und Wochenende für Wochenende sind es immer wieder die Schiedsrichter der Basis, die mit ihrem unermüdlichen Einsatz für einen reibungslosen Spielbetrieb sorgen. Ihr Einsatz und ihr Herzblut für die gemeinsame Sache kann nicht genug gelobt werden. Ihnen allen gebührt deshalb ein ganz besonderer Dank, denn sie sind eigentlich die wahren Helden des Fußballs.“
Text und Bilder: Fred-Jürgen Becker