Gaby Wicht (links) und Katrin Dännart (Mitte) von der Forstdirektion Freiburg stellen Minister Peter Hauk MdL das Klimaanpassungskonzept für tannengeprägte Wälder vor

[10.08.2023]
Biberach. Forstminister Peter Hauk MdL machte sich bei einem Ortstermin im Gemeindewald Biberach ein Bild vom aktuellen Zustand der Wälder in den unteren Schwarzwaldlagen. „Die Tanne ist der Charakterbaum des Schwarzwaldes. Deshalb haben wir eine besondere Verantwortung, um diese besondere Baumart zu erhalten. Unsere Forstleute gehen diese Herausforderung mit dynamischen Konzepten an, die zur Förderung klimaanpassungsfähiger Wälder beitragen“, sagte Hauk Md. „Die Schäden in den Tannenwäldern zeigen in den letzten Jahren ein deutlich erhöhtes Niveau. Das Schadgeschehen ist sehr dynamisch und basiert auf vielen Einflussfaktoren, von schlechter Wasserversorgung über Pilz- und Mistelbefall bis hin zu einer Massenvermehrung von Tannenborkenkäfern“, erklärte Waldschutzexperte Markus Kautz von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg die Hintergründe der Schäden.

Dies bleibt nicht ohne Folgen. „Vor dem Hintergrund des Klimawandels müssen unsere bisherigen fachlichen Leitlinien zur Waldbewirtschaftung angepasst werden“, stellte Gaby Wicht, Leiterin des Fachbereichs Waldbau am Regierungspräsidium Freiburg fest. Die Bewirtschaftung des Waldes werde sich dabei zukünftig viel stärker am klimabedingten Risiko der Baumarten orientieren.

Dass die Zeit drängt bestätigte auch Revierleiter Klaus Pfundstein, der den Ortenaukreis in einer landesweiten Arbeitsgruppe zur Klimaanpassung vertritt. „Die klimabedingte Schadensdynamik ist sehr hoch! Der Faktor Zeit ist aber entscheidend dafür, ob ein schrittweiser ‘sanfter‘ Umbau aus den Beständen heraus gelingen wird.“ Die Experten prognostizieren, dass sich die Wälder der Region durch den Klimawandel sehr deutlich in ihrer Zusammensetzung und Struktur verändern werden. „Unsere Wälder müssen zukünftig noch diverser werden. Wir streben Mischbestände an, deren Grundgerüst möglichst aus mindestens 4 bis 5 wärme- und klimastabilen Baumarten besteht“, erläuterte Hans-Georg Pfüller, der Leiter des Amts für Waldwirtschaft des Ortenaukreises.

So werde die Zahl der Laubbäume in den unteren und mittleren Schwarzwaldlagen deutlich zunehmen, die Nadelbäume – wie die charakteristische Weißtanne – dagegen zurückgehen. „Wir wollen die Weißtanne als Charakterbaum des Schwarzwaldes auf geeigneten, ausreichend wasserversorgten Standorten unbedingt erhalten. Dort, wo allerdings die Wasserversorgung für die Tanne in Zukunft nicht mehr ausreichen wird, müssen wir eine neue Waldgeneration mit einem Grundgerüst aus wärme- und trockenheitstoleranten Baumarten etablieren“, betonte der Amtsleiter.

„Wir nutzen auch künftig auf möglichst großer Fläche das Potenzial, das sich aus der enormen Vielfalt ergibt, wenn sich unsere Waldbäume natürlich verjüngen und tausende kleiner Sämlinge die Grundlage für eine neue Waldgeneration bilden“, ergänzte in diesem Zusammenhang Revierleiter Pfundstein. „Zusätzlich werden aber aktiv Baumarten eingebracht, die besser an den Klimawandel angepasst sind, wie beispielsweise die Traubeneiche“.

„Die Anpassung der Wälder an den Klimawandel ist eine Mammutaufgabe!“, betonte Diana Kohlmann, Dezernentin für den ländlichen Raum am Landratsamt Ortenaukreis. „In der Ortenau haben wir glücklicherweise eine sehr gute Waldbesitzstruktur. Und wir haben vor allem sehr aktive Privatwaldbesitzer, die sich engagiert um ihre Wälder kümmern“, so die Dezernentin weiter. Noch stärker als bisher seien die Waldbesitzenden auf eine individuelle aktive Beratung und Unterstützung vor Ort angewiesen. Damit sei eine noch stärkere Präsenz der Forstleute vor Ort erforderlich. „Die angespannte Waldschutzsituation im Land bindet viele Kapazitäten für Monitoring und Schadensbewältigung. Für den Wiederaufbau und den Erhalt der Wälder benötigen unsere Forstleute und Waldbesitzer kontinuierlich und langfristig Unterstützung“, stimmte Minister Hauk MdL zu.

Hintergrundinformation
Die Weißtanne gilt als trockenheitsresistenter und klimastabiler als die Fichte. Sie hatte sich von den Waldschäden der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts zunächst gut erholt. Dies zeigen die Ergebnisse des jährlich durchgeführten Waldzustandsberichts der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg. Die trockene und heiße Witterung der letzten Jahre haben jedoch zu deutlichen Schäden in Tannenwäldern geführt. Ein Schwerpunkt des Schadgeschehens liegt im Ortenaukreis in den unteren Lagen des Schwarzwaldes.

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