[24.11.2023]
Offenburg. (vg) 150 illustre Gäste, darunter Maler, Großunternehmer, Opernsänger, Lokalpolitiker und Journalisten, wurden Zeugen einer Modenschau, die mehr war als ein bloßes Defilee. Die Lobby des Hotels, die sich über drei Ebenen erstreckt, bot mit ihrem architektonisch raffinierten Interieur den optimalen Rahmen für Scherers Kreationen. Die Modemacherin ließ ihre Models mit den zarten Klängen einer Harfenistin im Glasaufzug schweben und auf den langen Treppen der Lobby in Szene setzen – ein visuelles und live-musikalisches Spektakel, das die Grenzen einer klassischen Modenschau sprengte.
Evgeniya Scherer schuf eine recht eklektische Kollektion und erwies sich als Meisterin von heterogenen Materialmischungen. Vom traditionellen Trachtenkleid über ein originelles Wickelkleid aus Denim, ein Supermini mit hauchdünnen zartrosa Blütenblättern bis hin zum glitzernden Partykleid mit Pailletten zeigte die Designerin eine große Bandbreite an Kleidern. In der „Soul Collection“ trafen klassische Designs mit schlanken Silhouetten und meist floralen Mustern auf aufwendige Stickereien und feine Spitzenelemente. Die Schönheit lag im Detail: Scherers Vorliebe für filigrane Verzierungen verlieh jedem Kleidungsstück einen Hauch von Exklusivität.
Teil der neuen Kollektion waren auch Kleider mit Druckmotiven aus eigenen Gemälden, die Scherer in einem besonders nachhaltigen Verfahren auf Stoffe übertragen ließ. Zudem wurden einige Kollektionsteile durch ökologisches Upcycling (kreative Wiederverwertung) aufgewertet. Auch diesmal griff die Designerin für ihre Kreationen auf hochwertige Restbestände großer Modehäuser der Haute Couture zurück.
Scherers 6. Kollektion ist eindeutig eine Hommage an das Frausein. Welche Frau inspiriert die Designerin besonders? „Coco Chanel“, antwortete Evgeniya Scherer auf Nachfrage. „Aber auch jede weltoffene Frau, die mit ihrem Sein und Tun ein Zeichen setzen will, egal wo – im Beruf, in der Familie oder in der Gestaltung ihrer Freizeit. Eine Frau, die auf Umwelt und Qualität achtet, die handwerkliches Können gepaart mit künstlerischer Gestaltung schätzt“.
Bemerkenswert, dass Scherer bereits an der Hälfte der „Big Four“, den vier wichtigsten Modewochen der Welt, teilgenommen hat: Paris und New York. Und das, obwohl ihr Label „Die Mode bist Du“ noch jung ist und erst im Jahr 2020 gegründet wurde.
Zum Thema gehypter Modetendenzen sagte die Designerin gegenüber kinzigtal.de, dass sie sich nicht von Trends leiten lasse, sondern versuche, Trends zu setzen. „Man entwickelt mit der Zeit ein Gespür oder eine Vorahnung für das, was kommen wird“, so Scherer.
Die Gemälde der Künstlerin gaben der Veranstaltung eine zusätzliche Dimension. Vor allem ihr Hauptwerk „Die Befreiung der Seele“, das auch ein gleichnamiges Kleid inspirierte, verband die künstlerische Idee mit dem Konzept des Hotel Liberty: Sich von Fesseln zu befreien ist das höchste Gut, sei es in der Kunst oder im Leben.
Die Designerin setze bei der Präsentation ihrer Kollektion mit wenigen Worten die richtigen Akzente. Scherers kurze Rede vor der Schau bezog sich nicht auf ihre Mode, sondern auf das allgemeine Klima des kulturellen Lebens. Sie erwähnte, dass die Besucherzahlen bei Veranstaltungen immer noch nicht das Niveau vor der Coronavirus-Krise erreicht hätten. Sie schloss ihre Rede mit einem emotionalen Appell an das Publikum, die Kulturangebote häufiger zu nutzen und damit das kulturelle Leben in der Region zu unterstützen.
Wer Scherers Aufruf folgen möchte, kann ihre Kunstausstellung im Hotel Liberty noch bis zum 7. Dezember besuchen. Wer Lust hat, die Malerin persönlich kennenzulernen, trifft sie dort am 26. November von 11 bis 14 Uhr oder am 3. Dezember von 15 bis 17 Uhr.
Obwohl ich den Artikel erst jetzt lese, möchte ich dennoch die ausgezeichnete Erzählung, die Beschreibungen der Ereignisse und die Fotos würdigen. Herzlichen Dank dafür! Es war mir eine Freude, den Autor des Artikels und die Zeitung kennenzulernen!
Bis zum nächste Mal!