[13.6.2005]
Lahr. Rund 3.000 Menschen haben am Samstag in Lahr (Ortenaukreis) gegen den geplanten Stellenabbau beim Armaturenhersteller Grohe protestiert. Das Traditionsunternehmen, das im vergangenen Jahr von US-Investoren übernommen wurde, will einen Teil der Produktion ins Ausland verlagern und bis 2006 bundesweit mehr als 1.240 Arbeitsplätze streichen. In Lahr sollen insgesamt 384 Stellen abgebaut werden.
«Es ist traurig, dass so viele Kollegen arbeitslos werden. Und die anderen haben vielleicht nur eine Perspektive für drei Jahre», sagte der Offenburger IG-Metall-Chef Gustel Stockmayer. Das Werk in Lahr hat von den Grohe-Inhabern eine Standortgarantie bis 2008 erhalten.
Elf Bürgermeister von Ortenau-Gemeinden erklärten sich solidarisch mit den Grohe-Beschäftigten, darunter auch der Lahrer Oberbürgermeister Wolfgang Müller. Er befürchtet Auswirkungen auf die Region: «Viele Zulieferfirmen könnten betroffen sein. Außerdem werden die Gewerbesteuereinnahmen für die Stadt in beträchtlichem Maße sinken», sagte das Stadtoberhaupt. Auf den T-Shirts zahlreicher Demonstranten war zu lesen: «Unser Werk muss bleiben.»
Konzernleitung und Betriebsrat hatten sich am vergangenen Mittwoch auf den Abbau von 1240 Arbeitsplätzen geeinigt. Rund 950 Beschäftigten werde betriebsbedingt gekündigt. Weitere knapp 300 Stellen sollen durch natürliche Fluktuation entfallen. Betroffen sind neben Lahr der Konzernsitz Hemer im Sauerland sowie der Standort Herzberg in Brandenburg, der komplett geschlossen wird. Zuvor hatte die Unternehmensspitze nach Angaben der IG Metall ernsthaft über eine Schließung des Werkes in Lahr nachgedacht.
Die Stellen-Einsparungen sind Teil eines Gesamtpakets, mit dem der Armaturenhersteller von 2007 an jährlich 150 Millionen Euro einsparen will. Nach Angaben der Geschäftsleitung hat das Unternehmen seinen Umsatz im vergangenen Jahr um 2,5 Prozent auf 911 Millionen Euro steigern können, aber einen größeren Verlust als 2003 eingefahren. Europas führender Sanitärausstatter produziert weltweit an neun Standorten mit insgesamt 5.800 Beschäftigten.
Text: Landesportal Baden-Württemberg