[06.10.2005]
Haslach. Auf ihrer Homepage www.anita-schaetzle.de wird es verkündet: Die Europameisterin Anita Schätzle erkämpfte sich bei den Weltmeisterschaften in Budapest in ihrer Gewichtsklasse den dritten Platz. Die Liste ihrer sportlichen Erfolge wird immer länger. Während sie auf der Matte kämpfte, drückten ihr viele Freunde im Kinzigtal die Daumen. Vor ihrer Abreise nach Budapest hat sie uns noch kurz berichtet, wie es ihr geht und was in der nächsten Zeit ansteht. Das Energiebündel hat noch viel vor, der Sport spielt dabei natürlich die Hauptrolle.
Das Redaktions-Team von kinzigtal.de gratuliert der Ausnahmesportlerin zu ihrem Erfolg!
Die 24-jährige, die fern ihrer Heimat inzwischen beim AC Mainz-Laubenheim trainiert, setzte sich in der Gewichtsklasse bis 72 kg im Kampf um Bronze gegen die Bulgarin Stanka Slatewa durch. Zuvor hatte Schätzle in der ersten Runde die Weißrussin Wasilia Marsaliuk geschlagen und auch im Viertelfinale gegen die Kanadierin Ohenewa Akuffo die Oberhand behalten.
Im Halbfinale war die gebürtige Haslacherin der US-Amerikanerin Iris Smith unterlegen. „Ich freue mich riesig, dass ich nach dem EM-Titel noch eine zweite Medaille bei einem großen Wettkampf in diesem Jahr gewinnen konnte“, sagte Schätzle nach dem Erfolg. Auch Bundestrainer Jürgen Scheibe war zufrieden: „Sie hat eindrucksvoll gezeigt, was sie kann“
Anita Schätzle gehört inzwischen zu den besten Sportlerinnen im Frauenringen „Der Wettkampf ist schon etwas besonderes für mich.“, betonte sie, bevor sie zu den Weltmeisterschaften reiste. Doch eigentlich ist es gar nicht so lange her, dass ein großes Schild am Ortsausgang von Haslach verkündete: „Unsere Anita ist Europameisterin!“ und trotzdem dachte sie nicht ans Ausruhen.
Die Vorbereitungen für die nächsten großen Kämpfe laufen bereits seit Juni. So gab es für die junge Sportlerin keine Sommerpause. Zwischendurch stieg sie aus, um vier Wochen lang den C-Trainer-Schein zu erlangen, danach war die Lust aufs Ringen umso größer, denn während der Weiterbildung standen eher Leichtathletik und Mannschaftssportarten auf dem Programm, was ihr jedoch nach eigener Aussage auch viel Spaß gemacht hat.
Zwei Wochen Trainingslager in Kanada und eine Woche in den USA liegen nun hinter ihr. Seit 15 Jahren bestimmt der Ringersport nun ihr Leben und ans Aufhören denkt sie noch lange nicht. Auch der Bundeswehr möchte sie noch eine Weile treu bleiben. Die olympischen Spiele in Peking hat sie schon fest im Blick, denn durch eine Knieverletzung musste sie im vergangenen Jahr in Athen mit dem sechsten Platz Vorlieb nehmen.
Für die Weltmeisterschaft verzichtete sie auch auf ihre heißgeliebten Naschereien, um ihr Kampfgewicht von 72 Kilo zu erreichen, fünf Kilo mußten weg. Mit Training und gesunder Ernährung und ein wenig Disziplin war das jedoch kein Problem. Doch eines stand schon vor Budapest für sie fest, danach gibt’s wieder den geliebten Schoki und leckere Süßigkeiten.
Dass ihr Knie nach der schweren Olympia-Verletzung wieder in Ordnung ist, verdankt sie auch der guten Arbeit ihres Haslacher Physiotherapeuten, auch als sie kürzlich nach einem Kampf Probleme mit dem Halswirbel hatte war er helfend zur Stelle. Doch auch wenn es überall einmal kneift und zwickt, Anita Schätzle steckt das weg. „Im Ringen muss man eben viel aushalten können.“ findet sie. Eine gute Muskulatur schützt sie meist jedoch vor schlimmen Verletzungen.
Demnächst besucht sie besucht ein Medienseminar, denn inzwischen hat sie sehr oft mit Journalisten zu tun und in diesem Seminar lernt sie den lockeren Umgang mit den Medienvertretern. Da sie mit der Bundeswehr und dem Training gut ausgebucht ist, kommen die Hobbys, wie das Motorradfahren sowie das Ausgehen mit Freunden natürlich oft zu kurz.
Ein wenig schmerzte es sie, dass sie während der Weltmeisterschaft eigentlich mit dem Club der Besten eine Woche lang mit der „Aida“ durchs Mittelmeer unterwegs gewesen wäre. Doch ist ihre Marschrichtung klar – der Sport geht vor und wenn sie sich wirklich wie schon so oft nach vorne kämpft, ist sie vielleicht das nächste Mal wieder mit auf Kreuzfahrt.
Schon während sie sich noch mit dem ganzen Herzen dem Ringen verschrieben hat, beginnt sie Pläne für die noch ferne Zukunft zu machen. „Ich möchte auf jeden Fall noch eine zweite Ausbildung machen.“, sagte die gelernte Zimmerin. Eine Fotografen-Lehre oder eine Ausbildung zur Physioterapeutin schweben ihr vor.
Und außerdem möchte sie später auch als Trainerin dem Nachwuchs auf die Sprünge helfen, denn dazu hat sie derzeit leider noch gar keine Zeit. Erst nach den olympischen Spielen 2008 möchte sie weiter entscheiden, welche Wege sie einschlagen wird.
An ein Ende der Sportkarriere verschwendet sie jetzt aber noch keine Gedanken und auch an das Gründen einer Familie möchte sie heute noch nicht denken. Denn sie fühlt sich auf der Ringermatte einfach viel zu wohl und liebt ihren Sport. So wird man noch viel von ihr hören.
Text, Fotos & Scan: Anke Bauer
Zusatzinfos: Homepage Anita Schätzle