Arbeitslose kein Ersatz für Saisonarbeitskräfte

0

[05.4.2005]
Ortenaukreis. Den erneuten Anlauf der Bundesagentur für Arbeit (BA), Arbeitslose als Saisonarbeitskräfte in die Landwirtschaft zu vermitteln, wertet der Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV), Werner Räpple, als untauglichen Versuch, die Arbeitslosen-Statistik zu beschönigen. Räpple verweist auf langjährige und aufwändige Modellversuche, die in der Vergangenheit stets zu Misserfolgen führten.


Der Berufsstand, so Räpple, habe sich nie dem Vorhaben verschlossen, Arbeitslosen die Möglichkeit der befristeten Tätigkeit in der Landwirtschaft einzuräumen. Alle bisherigen Erfahrungen zeigten allerdings, dass der bürokratische und organisatorische Aufwand in keinem vertretbaren Verhältnis zur erzielten Arbeitsleistung standen. Als Gründe dafür nannte Räpple die Anrechnungspflicht des Arbeitsentgelts auf die Arbeitslosenhilfe, die vergleichsweise niedrige Entlohnung in der Landwirtschaft sowie die ungewöhnlichen Arbeiten an ungewöhnlichem Ort und zu ungewöhnlichen Zeiten.

Räpple verwies darauf, dass Landwirte mit Sonderkulturen wie Spargel, Erdbeeren, Gemüse, Obst, Wein oder Tabak nur bei einem motivierten, zuverlässigen Arbeitseinsatz von Saisonarbeitskräften und bei einem erträglichen bürokratischen Aufwand wirtschaftlich überleben können. Die Einkommenssituation und der fortwährende Preisdruck erlaube keine weiteren Belastungen.

Durch den Anbau von Sonderkulturen und die seit Jahren vorwiegend mit polnischen Saisonarbeitskräften gesammelten guten Erfahrungen, so Räpple, seien Arbeitsplätze in der heimischen Landwirtschaft und in vor- und nachgelagerten Bereichen gesichert worden. Die polnischen Saisonarbeitskräfte seien hoch motiviert und kämen oft schon seit Jahren auf heimische Betriebe. Sie seien mit der Arbeit auf den Feldern gut vertraut. Ein Ersatz dieser Erntehelfer durch heimische Arbeitslose sei auch unter den neuen Bedingungen von Harz IV aussichtslos. Ein solcher Vorschlag binde Kräfte in der Arbeitsverwaltung ohne Aussicht auf eine erfolgreiche und dauerhafte Vermittlung.

Spargel, Erdbeeren und andere empfindliche Produkte müssten in Abhängigkeit von Klimaverlauf und Witterung in kurzer Zeit geerntet werden. Arbeitsausfälle wie in der Vergangenheit beim Einsatz von Arbeitslosen führten zu massiven Qualitätsminderungen und Ertragsausfällen, die sich kein Landwirt wirtschaftlich leisten könne.

Räpple appellierte an die Bundesregierung, die bewährte Saisonarbeiter-Regelung auch nach dem Beitritt Polens zur EU durch bilaterale Absprachen mit der polnischen Regierung sicher zu stellen.

Text: Badischer Bauerndienst, Foto: Anke Bauer

 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.