[21.11.2004]
Wolfach. Die Kabarettisten Nikolaus König und Wolfgang Winterhalder sind selbst gestandene Bauern, wissen also wo der Schuh drückt. Mit ihrem Kabarettprogramm "Bure zum Alange" entführten die beiden Landwirte ihre Zuhörer auf eine Reise durch den Schwarzwald und das von der Römerzeit bis in die ferne Zukunft. Schonungslos räumten die Showtalente auf der Bühne mit so manchem Gerücht über die Bauern auf, angefangen beim beneideten Subventionsempfänger bis hin zur bemitleideten Spezies – der Bauer als bedrohte Minderheit.
Schlimm wäre es, wenn die Visionen der beiden wahr werden, dann gäbe es irgendwann ein Reservat für die letzten ihrer Art. Aber schnell merkte das Publikum, dass hinter dem satierischen Hintergrund echte Probleme versteckt sind. Auch musikalisch überraschten sie und stimmten so manches Liedchen an. Sogar für Renate Künast hatten sie Verse vertont, mit "Renate ich hol dich mit dem Traktor ab", sangen sie ihr eine Einladung. Auch sangen sie nachdenklich: "Sag mir wo die Bauern sind", und orakelten damit über die vielleicht düstere Zukunft, vielen Höfen droht das Aus.
Bewußt provuzierten sie frech und schimpften über die Preispolitik von Discountern und über unnötige Auflagen und Regularien. Wolfgang Winterhalder schlüpfte in die Rollen verschiedener Kurgäste, die auf ihre Weise den Bauern (Nikolaus König) beschnupperten und ausfragten und sei es "all inclusive" mit alange (anfassen), so wie im Werbeprospekt angepriesen. Mit so manch kleiner Geschichte erfuhren die Zuhörer, was die Ahnen so trieben und wie sie um ihre Freiheit und das Überleben kämpfen mußten. Und schon in früheren Zeiten waren Steuern und Abgaben eine große Last, daran hat sich auch bis heute nichts geändert. Nur früher wußte man genau, dass alle verhungern müssen, sollten die Bauern ihre Arbeit hinschmeißen.
"Damals gab es noch kein Bofrost", stellten sie frech fest. "Discounter leiden keine Not, doch das ist dem Bauern sein Tod", klagten sie. Mit ihrem frechen und informativen Bauernkabarett begeisterten sie jeden Einzelnen und durften ohne eine Zugabe nicht von der Bühne. Sie nutzen das Kabarett seit einigen Jahren als Sprachrohr für die Schwarzwaldbauern.
Schweren Herzens ließen sie Tier und Hof für einige Stunden in der Obhut ihrer Familien und Helfern, um in Wolfach auf der Bühne zu stehen. Ohne die Unterstützung zu Hause könnten sie gar nicht durch`s Ländle reisen. Im Sommer ist Show-Pause, dann gibt es auf den Höfen besonders viel zu tun. Die beiden sympathischen Künstler, die sich schon von frühester Jugend an kennen, eroberten die Herzen im nu, nicht nur in Wolfach. Vor vier Jahren während der BSE-Krise überlegten sie verzweifelt, wie auf die Probleme aufmerksam gemacht werden könnte. Heute nutzen sie ihre Auftritte, um Geschichten zu erzählen und auch um auf ernste Probleme des Berufsstandes aufmerksam zu machen.
Text und Fotos: Anke Bauer