Ein großer Schlag gegen eine Bande von Canabis-Pflanzern

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[19.12.2009]
Ortenau. Ein großer Schlag gegen eine Bande von Cannabis-Pflanzern gelang den Ermittlern der Kriminalpolizei der Polizeidirektion und der Staatsanwaltschaft Offenburg nach monatelangen intensiven Ermittlungen. In einer großen Durchsuchungsaktion wurden eine Vielzahl von Wohnungen durchsucht, "Indoor-Plantagen" gefunden und acht Tatverdächtige vorläufig festgenommen. Beschlagnahmen erfolgten. Haftbefehle wegen gewerbs- und bandenmäßigem illegalem Anbau von Betäubungsmittel, illegalem Handel mit Rauschgift, Geldwäsche, und Verstoß gegen das Waffen-Gesetz wurden von der Staatsanwaltschaft Offenburg beantragt, drei Haupttäter sitzen in Haft, ein vierter Haftbefehl wurde gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt.

 

 

 

 

 

 

Anfang März 2009 geriet ein 32-jähriger gelernter Heizungsbauer in den Blick der Ermittler. Er ging seit Jahren keiner geregelten Arbeit nach, erhielt jedoch von verschiedenen Personen jeden Monat als Gehaltszahlungen deklarierte Geldbeträge. Der Mann wurde bereits vor Jahren bei der Einreise aus den Niederlande kommend kontrolliert. Im Fahrzeug hatte er umfangreiches Düngematerial und weitere Gegenstände, die zum Aufbau einer so genannten "Indoor-Anlage" – eine Pflanzung benötigt werden. Damals konnte trotz Durchsuchungsmaßnahmen noch kein Anbauobjekt identifiziert werden, zumal er den beabsichtigen Anbau bestritt.

Ab Mai 2009 wurden dann umfangreiche Ermittlungen eingeleitet und beim Rauschgiftdezernat die "Ermittlungsgruppe Garten" gebildet. Im Verlauf der Ermittlungen ergaben sich Hinweise auf mehrere Objekte, in denen sich möglicherweise "Indoor-Anlagen" befinden.
In den folgenden Monaten kristallisierten sich Anwesen im Raum Offenburg, Schutterwald und Lahr als mögliche Anbauobjekte heraus.
Während der laufenden Ermittlungen wurde eine "Plantage" im Raum Offenburg wegen Umbaumaßnahmen am Wohnhaus vorübergehend stillgelegt. Hierbei stellten die Ermittler den Abtransport von zwei Kubikmeter gehächseltem Wurzelmaterial, das nach Untersuchungen eindeutig von Cannabispflanzen stammte, fest. Nach bisherigen Erkenntnissen wurde diese Plantage von dem 32-jährigen und einem 31-jährigen Elektro-Fachmann gemeinsam betrieben.
Bei der großen Durchsuchungsaktion konnten die nahezu vollständige Pflanzungsausstattung, wie Lampen, Lüfter, Hächsler, Erntemaschinen, sowie mehrere Säcke mit vertrockneten Pflanzenmaterial aufgefunden werden.

Eine weitere Plantage wurde von den Ermittlern im südlichen Raum Offenburg ausgehoben. Eine zum Anbau genutzte Wohnung mit einer Größe von rund 150 Quadratmetern war seit 2005 durchgängig zum Anbau von Marihuana genutzt worden. Hierbei erntete "Team 2", ein 34-jähriger Arbeiter und ein 48-jähriger Arbeitssuchender, durchschnittlich alle 6 Wochen etwa sechs Kilogramm, was einen Umsatz von etwa einer Million Euro einbrachte. Der gesamte Ertrag aus dieser Pflanzung dürfte bei etwa 200 Kilogramm Marihuana liegen, so die Ermittler. Bei der Durchsuchung wurden mehrer Kilogramm bereits abgeerntete Blüten, die zum Trocknen ausgelegt waren, aufgefunden. Weitere erntereife Pflanzen standen zum Pflücken bereit. Insgesamt befanden sich ständig mehrere hundert Pflanzen in der Anlage. Nur zur Beseitigung dieser beschlagnahmten Anpflanzung mussten mehr als sechs Tonnen Material durch die Polizei abtransportiert werden.

Damit der Betrieb der Plantage aufgrund der enormen Stromkosten nicht auffällt, wurde die Stromversorgung am Stromzähler manipuliert. Der aktuelle Stromverbrauch der Plantage zum Zeitpunkt der Durchsuchung belief sich auf etwa 500 Kilowatt pro Tag, der beim E-Werk entstandene Schaden somit auf rund 150.000 Euro.

In einer weiteren Wohnung eines 31-jährigen aus dem Raum Lahr wurde eine weitere, inaktive "Indoor-Anlage" gefunden. Diese Anlage wurde vermutlich erst vor kurzem stillgelegt, da sich der Betreiber in einem längeren Auslandsurlaub befindet. Er konnte deshalb bislang nicht festgenommen werden.

Für eine vierte Anlage wurde bereits in den Jahren 2002 bis etwa 2005 von dem Duo "Heizungsbauer und Arbeiter" eine Halle in der Offenburger Oststadt betrieben. Danach diente das Gebäude als Logistikzentrum für alle Plantagen. Dort wurden unter anderem die benötigte Blumenerde mit LKW palettenweise angeliefert und eingelagert und dann, je nach Bedarf, auf die verschiedenen Plantagen verteilt. Außerdem diente die Halle als Zwischenlager für Abfälle wie voll durchwurzelter Blumenerde, die von dort auf die Deponie gebracht wurden.

Bei den Durchsuchungen wurde auch die Wohnung und das Büro eines der "Gehaltszahler" des Heizungsbauers, eines 47-jährigen Kaufmannes wegen Verdachts der Geldwäsche durchsucht. Hierbei wurde eine scharfe Pistole mit Munition aufgefunden, was ein Verfahren wegen das Waffengesetz nach sich zieht.
Die 49-jährige Lebensgefährtin eines der Haupttäter partizipierte nach dem aktuellen Stand der Ermittlungen an den Gewinnen, in dem sie mit erwirtschafteten Erlösen aus dem Rauschgifthandel ihr Girokonto seit Jahren mit Bareinzahlungen in sechsstelliger Höhe deckte.
Gegen sie wurde deshalb ein Verfahren wegen Geldwäsche eröffnet. Da im laufenden Verfahren durch den Heizungsbauer versuchte wurde, einen sechsstelligen Geldbetrag in das Ausland zu schaffen, wurde auch die Steuerbehörde auf den Mann aufmerksam und leitete ein Verfahren ein.

Durch Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei erfolgten umfangreiche Beschlagnahmen von Ausrüstung und tonnenweise Material. Bei insgesamt 14 Durchsuchungen wurde umfangreiches Beweismaterial gesichert, aber auch weitere Informationsträger aufgefunden, die im weiteren Verlauf durch die "EG Garten" noch ausgewertet werden müssen.
Bei allen Tatverdächtigen handelt es sich um gebürtige Deutsche. Der 32-jährige Heizungsbauer, der 34-jährige Arbeiter, und der 48-jährige Arbeitssuchende befinden sich in Haft.
Der Haftbefehl gegen einen 31jährigen Elektroinstallateur wurde gegen Auflagen durch den Ermittlungsrichter in Offenburg außer Volllzug gesetzt.