v.l.n.r.: Ivan und Olena Vitovetz, Thomas Reizel (Moderator), Olga Haubenreisser (Übersetzerin)

[04.03.2024]
Zell am Harmersbach. (vg) Seit Februar 2022 helfen viele Vereine aus der Ortenau mit Spenden und Hilfslieferungen in die Ukraine. Während der Krieg nun in sein drittes Jahr geht und sich ein Gewöhnungseffekt breitmacht, der die Spendenbereitschaft sinken lässt, wird die Notwendigkeit zu helfen immer drängender. Der Lions Club Zell a.H. hat am 2. März 2024 eine eindrucksvolle Benefizaktion ins Leben gerufen. Unter dem Titel „Music for Life“ fand im Zeller Kulturzentrum ein Abend statt, der die Besucher zu Herzen ging. Der Eintritt war frei, aber die Gäste wurden um eine Spende für den ukrainischen Palast der Schülerkreativität in Mykolajiw gebeten. Das Gebäude wurde durch die Kriegshandlungen beschädigt und die begabten Kinder müssen daher im Keller unterrichtet werden.

Das musikalische Programm des Abends war so vielfältig wie beeindruckend. Das VOXemble der Gesangsschule Sonja Himmelsbach verzauberte mit A-Capella-Klängen, während das junge Team des Tanzsportclubs Harmersbachtal die Bühne mit energiegeladenen Tanzeinlagen von Rock ’n‘ Roll bis zu Standard/Latein eroberte. Die Band „Unbekannte Musiker ohne Zukunft“ (UMOZ) aus Gengenbach brachte das Publikum mit Rock- und Pop-Hits zum Mitsingen und Tanzen. Besonders bewegend: Frontfrau Angelika Laszlo lernte den Text in der für sie fremden Sprache und sang dann auf Ukrainisch das Lied „Stefania“ – eine Hymne an alle ukrainischen Mütter, bekannt durch den Eurovisionssieg.

Die Ukrainerin Olena und ihr Sohn Ivan Vitovetz kamen als Flüchtlinge aus Mykolajiw nach Deutschland. In ihrer Heimatstadt arbeitete Olena als Gesangs- und Klavierpädagogin im Palast der Schülerkreativität. Auf der Bühne zeigten Olena und Ivan ein professionelles Niveau, vor allem Ivans Auftritt hinterließ einen mächtigen Eindruck. Der 18-Jährige demonstrierte eindrucksvoll sein musikalisches Talent und seine Ambition, sich auf Deutschlands Bühnen einen Namen zu machen. Gemeinsam mit seiner Mutter sucht Ivan jetzt nach einem Produzenten in Deutschland, der das Potential des jungen Talents vollends entfalten kann. Beide zeigten sich sehr dankbar für die Unterstützung durch eine Benefizveranstaltung, deren Erlös begabten Kindern in Mykolajiw zugute kommt.

Die schöne Oldies der Band UMOZ brachten viele Gäste auf die Tanzfläche, wo fast zwei Stunden lang mit Schwung und Lachen getanzt wurde. Die Musiker mussten sich auf der Bühne mächtig ins Zeug legen und wurden nach zwei Zugaben nur ungern entlassen.

Die Spendenbox, gefüllt fast bis zum Rand, stand als stummes Zeugnis der Großzügigkeit und des Mitgefühls der über 250 Gäste. In Zell am Harmersbach hat die Musik einmal mehr Brücken gebaut – Brücken der Solidarität und der Menschlichkeit.

Update 20.03.2024:
Das Benefizkonzert erbrachte ein beeindruckendes Spendenergebnis von 4.500 Euro. Der Lions Club Zell a.H. überreichte den symbolischen Spendenscheck an die ukrainische Familie Vitovetz. Mit dem Spendengeld wird es möglich sein, Kindern in Mykolajiw Musikunterricht zu geben und sie so den Kriegsalltag zumindest teilweise vergessen zu lassen.

v.l.n.r.: Präsidentin des Lionsclubs J.Gnädig, Vorsitzender des Lions Fördervereins H.Spathelf, I.Vitovetz, A. Laszlo von UmoZ, Präsident des Lionsclubs C.Bruder, O.Vitovetz

Eine Stadt im Zeichen des Krieges und der Hoffnung
Mykolajiw, eine der am stärksten vom Krieg betroffenen Städte der Ukraine, leidet unter massiven Zerstörungen. Die seit Kriegsbeginn entstandenen Schäden wurden von der Kyiv School of Economics auf mindestens 860 Millionen Dollar geschätzt. Auch die Haupttrinkwasserleitung wurde 2022 bombardiert, was die Stadt vor enorme Herausforderungen stellte. Mit deutschem Know-how und der Installation der größten solaren Wasserentsalzungsanlage Europas durch die deutsche Firma Boreal Light im Jahr 2023 konnte Mykolajiw wieder weitgehend mit sauberem Trinkwasser versorgt werden – ein Lichtblick inmitten der Zerstörung.

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