Großes Special: Das Kinzigtal ist im Oldtimer-Fieber

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[13.10.2006]
Seit drei Wochen kommen die Liebhaber von in die Jahre gekommenen Autos voll auf ihre Kosten. Fast an jedem Wochenende sind Oldtimer auf Tour. Die Vielfalt kennt dann keine Grenzen mehr. Vom Motorrad bis hin zum alten Feuerwehrauto ist alles dabei. Machen Sie mit uns eine kleine Fotoreise und bewundern sie traumhafte Oldtimer-Fahrzeuge.

Die „Route des Maitres Oldtimer Ralley“ durch Wolfach – mit PETER KRAUS!

Sie lieben Oldtimer und haben ihre Kamera immer parat? Schicken Sie uns doch einfach ein paar Bilder und eine kurze Info, wo sie gemacht wurden an: redaktion@kinzigtal.de.

Wolfach. Die Teilnehmer der „Route des Maitres Oldtimer Ralley“ machten nur ganz kurz halt in der Wolfacher Innenstadt. Das war für viele Oldtimerfans ein Grund, sie gebührend zu empfangen und die wunderschönen historischen Fahrzeuge und ihre Fahrer zu begrüßen.

Anstatt eines roten Teppichs befuhren die dreißig Autos die schöne Wolfacher Pflasterstraße und wurden am Stadttor von Bürgermeisterstellvertreter Manfred Schafheutle, Kathrin Zimmermann von der Touristinfo und Trachtenträgern von der Kirnbacher Kurrende freundlich begrüßt. Kleine Bollenhüte und eine Tüte mit Wolfacher Werbematerialien gab es neben dem wichtigen Tourstempel als kleine Aufmerksamkeit.

Einen solch freundlichen Empfang hatten die Fahrer gar nicht erwartet und beim Anblick der schönen Trachten zückten sie schnell ihre Fotoapparate. Das sich unter den Teilnehmern der Ralley auch ein Prominenter befand, verbreitete sich in Wolfach wie ein Lauffeuer. Als Peter Kraus dann in seinem knallroten BMW Cabrio durch die Altstadt fuhr, herrschte sofort Volksfeststimmung. Die Frauen gerieten reihenweise in Verzückung, während die Männer den Moment lieber fotografisch festhielten. Für viele Touristen wird dies wohl eine der schönsten Urlaubs-Erinnerungen sein.


Glänzende Oldtimer, die Trachtenträger und dann noch eine Rock and Roll-Legende. Sie wussten nicht mehr, wohin sie zuerst schauen sollten und auch die Marktgäste vergaßen kurz das Einkaufen. Auch wenn die Oldtimerbesatzungen leider keine Zeit hatten, konnten sie doch schnell von so manchem schwarzwaldtypischen Erlebnis berichten. So waren sie erst mit einstündiger Verspätung ins Wolftal gekommen, weil sie durch Baumfällarbeiten aufgehalten wurden.

Der Korso kam übrigens aus Baden-Baden. Hier trafen sich die Oldtimerliebhaber zur 5-Sterne-Oldtimer-Rallay und so versprühten sie auch bei der Fahrt über den Kürbismarkt der Landfrauen ein wenig Luxus. Ein Charmeur kaufte im Vorbeifahren kurzerhand ein kleines Blumengebinde, um es den Damen an der Stempelhaltestelle freudestrahlend zu überreichen.

Neben den schönen Karossen beschäftigte die Tourteilnehmer vor allem ein Thema. Was bedeuten die verschiedenen Farben der Bollenhüte? Mit neuem Wissen über das Schwarzwälder Brauchtum ausgestattet ging es weiter an den Vierwaldstätter See in Vitznau, der Endpunkt der Reise war dann wieder Baden-Baden. Sie befuhren nur schöne Nebenstraßen, so konnten sie die Landschaft und viele eindrucksvolle Sehenswürdigkeiten genießen.

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Wolfach. Die Fahrer der „MSA Euroclassic“ machten bei der Wolfacher Dorotheenhütte eine Pause. Hier waren dann traumhafte Oldtimer zu sehen, die während ihrer fünftägigen Tour insgesamt 1520 Kilometer zurücklegten. Gestartet waren die Engländer in Lille in Frankreich. Dann ging es über Luxemburg nach Heidelberg, Augsburg, zum Schluchsee und dann ins Wolftal.

Die abenteuerliche Reise forderte ihren Tribut. Mancher Oldie ging auf der Fahrt kaputt und musste in die englische Heimat verschickt werden. Kurzentschlossen nahmen sich die drei betroffenen Tourteilnehmer einen Leihwagen und setzten ihre Fahrt mit Autos der neueren Generation fort, um wenigstens dabei zu sein. Denn unterwegs gab es viele interessante Sehenswürdigkeiten zu entdecken, so kamen sie auch am Schloss Neuschwanstein oder am Rheinfall vorbei.

Die ältesten Autos, die in der Kolonne unterwegs waren, waren unter anderem ein Alvis Short Chassis Tourer, Baujahr 1937 und ein 1951-er Bentley. Die geschichtsträchtigen Karossen reihten sich auf dem Parkplatz, darunter waren Namen wie Porsche, Ferrari, Maserati und viele andere traumhaft schöne Vehikel. Fünfzig Oldtimer waren am Start. Teilnahmeberechtigt waren nur Autos mit einem Mindestalter von zwanzig Jahren.

Gemeinsam wollten sie in aller Ruhe die landschaftlich schöne Strecke genießen und an schönen Orten Halt machen, es war also kein Autorennen. Aber für die Autonarren bestand unterwegs natürlich die Gelegenheit, auf dem Hockenheimring ein paar Runden zu drehen. Die Organisatoren warteten an allen Stationen bereits auf die Teilnehmer und es dauerte meist zwei Stunden, bis alle angekommen waren, so war es auch in Wolfach, wo sich alle pudelwohl fühlten. Lachend tauschten sie ihre Fahrterlebnisse aus, denn einige hatten sich auf dem Weg desöfteren verfahren.

Alle Aufsehen erregenden Flitzer kamen am Ende bis zum vereinbarten Treffpunkt. Sie wurden von Ralf Müller, dem geschäftsführenden Gesellschafter in perfektem Englisch begrüßt. Sie bekamen eine exklusive Führung durch die Dorotheenhütte und hatten auch in der Produktion sehr viel Spaß, als sie sich selbst als Glasbläser betätigen konnten. Von den glitzernden Kunstwerken waren sie zutiefst beeindruckt und machten sich auf nach Baden-Baden, zum Schlusspunkt ihrer Reise.

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Wolfach. Knallrote Feuerwehr-Oldtimer hatten ein ganzes Wochenende lang in Wolfach ihren großen Auftritt. In der Altstadt ging es bei „Feuerwehr-Oldtimer in Aktion“ richtig rund und bei der historischen Feuerwehrübung kamen nur wenige Besucher trocken davon.

Hier kommen ein paar Impressionen von dem Feuerwehr-Oldtimer-Treffen:

Frisch renovierter Magirus der Wolfacher Feuerwehr.

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Haslach. Bei einer Oldtimer-Rundfahrt machten die knallroten Fahrzeuge auch in Haslach halt. Unser Feuerwehr-Fachmann & Reporter Markus Knupfer war natürlich mit seiner Kamera dabei:

Das laute Bimmeln der betagten Feuerwehren lockten viele Schaulustige an.

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Extra: Wußten Sie dass Wolfach neben der Freiwilligen Feuerwehr auch eine „Historische Feuerwehr“ hat und das bereits seit zehn Jahren? Vor einem Jahrzehnt kämpften die Männer darum, ein früher im Wolfacher Einsatz genutztes Fahrzeug wieder zu beschaffen und es wieder zum Leben zu erwecken:

Wolfach. Die altehrwürdige Kraftfahrspritze der Wolfacher Feuerwehr feierte heuer ihren 80. Geburtstag, das war der Grund für das Feuerwehr-Oldtimertreffen. 1926 kaufte die Wolfacher Feuerwehr eine 2,5 Tonnen Kraftwagenspritze bei den Gaggenauer Benzwerken. Damals mussten sie 28.000 Reichsmark hinblättern.

Im Krieg musste die „Alte“ sogar nach Straßburg fahren, weil dort alle anderen Feuerwehrfahrzeuge mit Luftreifen steckengeblieben waren. Mit ihren Vollgummireifen kämpfte sie sich 1944 auch durch die Trümmer. 1967 sprach der Feuerwehrausschuss klare Worte, es herrschte Platzmangel.

Ohne eine Träne zu verdrücken wurde das heute wertvolle Fahrzeug ausgemustert. Zwanzig Jahre später kam die gedankliche Wende, überall waren die roten Flitzer jetzt bei Oldtimertreffen zu sehen. Einige Feuerwehrmänner dachten wehmütig an die gute alte Zeit zurück.

Im Mai 1970 verließ der Benz Wolfach.  Im März 1993 brach eine Abordnung der Feuerwehr Wolfach zum ersten Wiedersehen in Richtung Westfahlen auf. Ein Jahr später fand der Rücktransport in die alte Heimat statt. 640 Kilometer lange Heimreise.

Es begann eine fieberhafte Suche. Bei der Fliegerhorstfeuerwehr der Heereswaffenschule in Bückeburg/Westfahlen wurde die Benz-Autospritze tatsächlich gefunden. Die lange Heimreise erfolgte auf einem Tieflader, heute schnauft sie wieder aus eigener Kraft. Beim Schnauferlclub Westfahlen wurde der Oldtimer wieder gefunden und zurückgekauft. Das Glück war den Wolfachern hold, das Fahrzeug war nicht in der Schrottpresse gelandet.

Nach 24 Jahren kam das Fahrzeug wieder in heimische Gefilde und wird seither gehegt und gepflegt. Das dieses Fahrzeug heute wieder in strahlendem feuerwehrrot einen prächtigen Anblick bietet, ist einer fleißigen Gruppe zu verdanken, die ihre „Alte“, so wurde das Feuerwehrauto früher genannt, wieder ins Wolftal geholt und restauriert haben.

Otto Doll war von 1951 bis zum Verkauf der Fahrer. „Das Fahrzeug zu beherrschen, war für mich kein Problem, es war reine Gewohnheitssache.“, erinnert er sich mit Freuden zurück. Das Fahren mit der rechtsgesteuerten Maschine war für mich nicht schwer, erklärt der heute 78-Jährige. „Meine jungen Feuerwehrkollegen haben es in hervorragender Weise wieder aufgebaut.“, sagt er glücklich.  

Die Renovierung der alten Spritze:

Heute ist der alte Motorspritzenwagen ein Star. Auf dem knallroten Lack leuchtet sogar wieder das Wolfacher Wappen. Bis 1967 war es einsatzbereit, kam dann aber nicht mehr durch den TÜV, so wurde der Verkauf besiegelt. Heute gibt es in Baden-Württemberg nur noch fünf dieser Benz-Autospritzen.

Beim Anblick des schmucken Feuerwehroldtimers schlagen nicht nur Männerherzen höher. Wenn die Glocke erklingt, kommen die Kinder herbei gerannt und reflexartig werden die Kameras aus den Taschen gezogen.

Viele Bilder zeugen von der gründlichen Restaurierung, bei der die Floriansjünger nicht nur Zeit investierten. Neben viel Geduld war auch viel Können gefragt. Es musste viel bedacht und organisiert werden. Sie setzten alle Hebel in Bewegung, bis alles fertig war.

Kurt Sum leitete die Renovierung. Es gab leider keine alten Pläne und Zeichnungen mehr, so wurden viele Fotos und Zeichnungen von allen Details gemacht, damit das Fahrzeug problemlos wieder zusammengebaut werden konnte. Es wurde bis auf den Rahmen komplett auseinandergebaut. Die Armaturen aus Messing wurden aufpoliert, das Fahrgestell und der Aufbau sandgestrahlt und in den Originalfarben neu lackiert.

Da der Motor wurde gereinigt, die Pumpe komplett zerlegt und überholt. Das größte Problem machten den fleißigen Schraubern die Reifen. Die alten Vollgummireifen waren nicht mehr zu gebrauchen. Die Glocke wurde von einer Glockengießerei hergestellt und auch sonst gab es viele organisatorische Hürden zu nehmen. Als er zurückgekauft wurde, war alles noch dran, bis auf die Glocke.

Am 09. August 1996 startete das glänzend rote Fahrzeug wie neugeboren zu seiner Jungfernfahrt. Im Herbst des selben Jahres wurde die Pumpe getestet. Der TÜV prüfte alles auf Herz und Nieren. Im Juli 1997 ist der alte Benz endlich fertig geworden, darauf sind sie heute noch sehr stolz.

Inzwischen waren die Männer mit dem blank polierten Mobil schon oft auf Reisen und haben viel erlebt. In ihren historischen Uniformen macht die Mannschaft eine super Figur. 1997 waren dann sogar die prächtigen Feuerwehruniformen fertig. Für die Männer war klar, wenn sie einen solch schönen Feuerwehroldie wieder zum Leben erwacht haben, brauchen sie auch stilechte Mannschaftskleidung wie sie in der Zeit um 1920 getragen wurde.

Ein Gutacher Schneider rückte ihnen mit dem Maßband zuleibe und schwang die Nadel. Die Messinghelme mit Roßhaarbusch und Schuppenbändern kamen von einem Spezialist aus der Nähe von Pforzheim. Die Männer sind in voller Montur einfach nur eine Augenweide, von Männern bestaunt, von den Frauen angehimmelt strahlen sie dann meist mit der Sonne um die Wette.

Es waren kaum weniger als 5000 Arbeitsstunden, die von der Gruppe investiert wurden. Die Hobbyschrauber mühten sich regelmäßig ab, um ihren alten Veteranen wieder zum Leben zu erwecken und einsatzfähig zu machen. Ihr Traum wurde wahr, sogar die Pumpe funktioniert einwandfrei.

Nachdem alles fertig war, formierte sich gleichzeitig eine historische Feuerwehrgruppe. Im Jahr 1998 wurde der Benz im Rahmen eines Feuerwehr-Oldtimertreffens ins Rampenlicht gerückt. 2001 kurvten sie mit ihrem geliebten Veteranen sogar bis Wien. Diese 920 Kilometer lange Ausfahrt forderte vom Gefährt und den Mitfahrern alles ab. „Wir wurden damals pitschnass.“, erinnert sich Kurt Sum. Das ist für die Männer aber kein Problem.

Inzwischen steht der nächste Patient in der Feuerwehrgarage, der Magirus ist aber zum Glück schon fast fertig. Es fehlt nur noch an ein paar Kleinigkeiten.

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Oberwolfach. Das erste Wolftäler Oldtimertreffen bei strahlendem Sonnenschein über die Bühne. Andreas Grabsch startete mit den Oldtimer-Liebhabern gleich zur Premiere richtig durch. 43 Auto- und Motorradfreunde hatten ihre Oldies auf Hochglanz gebracht und gingen mit ihm auf Tour.

Andreas Grabsch, der Initiator dieses ersten Treffens war sehr zufrieden. „Es war einfach wunderbar.“, sagte Grabsch begeistert. Am Mittag wurden die schicken Oldtimer zunächst gegenüber dem Gasthaus „Stern“ aufgereiht. Hier waren dann betagte Schmuckstücke zu bewundern.

Vor allem der aus Frankreich stammende Salmson von Wolfgang Müller aus Bad Rippoldsau, der schon 79 Jahre alt ist und der edle Mercedes Baujahr 1964 von Curt Prinzbach aus Haslach wurden ganz besonders bestaunt. Auch unter den Motorrädern waren viele alte aber sehr schöne Exemplare zu finden, wie eine Moto Guzzi Baujahr 1938.

Die meisten Autoliebhaber kamen aus der Region um Bad Rippoldsau, erklärte Grabsch, aber auch Teilnehmer aus Baiersbronn und Freudenstadt scheuten die Anreise nicht. Andreas Grabsch hatte an alle Anwesenden einen Fragebogen ausgeteilt. Hier konnten sie Verbesserungsvorschläge äußern und vor allem die wichtige Frage beantworten: Soll das Treffen ab jetzt jährlich stattfinden? Grabsch sammelte viele Zustimmungen ein.

Als er dann in seinem 1949er VW Käfer die selten gewordenen Fahrzeugen auf dem Ausflug anführte, staunten die Zaungäste am Wegesrand nicht schlecht, ein Oldtimer war schöner als der andere. Gemeinsam fuhren sie bis zum Bad Rippoldsauer Kurhaus. Alle erhielten hier vom Musikverein ihre Teilnahmeurkunden und konnten sich etwas stärken. Dann ging es weiter auf den Kniebis, nach Bad Peterstal, über den Freiersberg und Schapbach wieder zurück nach Oberwolfach.

Alle waren sich am Ende einig: „Es hat viel Spaß gemacht, wir kommen wieder.“
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Text und Bilder Oberwolfach/Wolfach: Anke Bauer
Bilder Haslach: Markus Knupfer

 

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