[16.5.2005]
Haslach. Kürzlich diskutierten Fachleute darüber, ob der Lachs in der Kinzig wieder heimisch werden kann. Das Forum wurde von Walter Caroli (Landtagsabgeordneter) veranstaltet. Er hatte eine hochkarätige Expertenmannschaft am Podium versammelt.
Verschiedene Interessen prallen zum Thema Lachs aufeinander. Regenerative Energien sollten nicht in Frage gestellt werden, betonte Caroli. Die Kinzig sei früher ein bedeutsames Laichgewässer für den Lachs gewesen, das beweisen viele historische Dokumente. Damit dieser Fisch unsere Gewässer wieder erobern kann, muß viel getan werden.
Es muss die Durchgängigkeit der Fließgewässer hergestellt werden und das in beiden Wanderungsrichtungen. „Die Kinzig wieder etwas lebensfähiger zu machen, ist eine schwierige Aufgabe.“, sagte Bernhard Burkhard, der Baudirektor im Regierungspräsidiums Freiburg, Abt. Umwelt. Da sei nicht nur die Wasserkraft und Fische ein Thema an der Kinzig.
Es werden auch hohe Anforderungen an den Hochwasserschutz gestellt. Siedlungen und Verkehrswege gelte es vor Hochwasser zu schützen. Abwasser werde eingeleitet, Wasser für die Bewässerung entnommen und durch Wasserkraftanlagen genutzt. „In diesem Spannungsfeld steht die Kinzig.“, sagte er. „Außer dem Fisch zählt der Mensch.“, betonte er.
Bei Wolfach-Ippichen und an anderen Wehren sei auch schon eine Fischaufstiegsrampe eingebaut worden. Bis zur vollkommenen Durchgängigkeit sei es jedoch ein sehr langer Weg, betonte er. 22 Wehre in der Kinzig sind noch nicht durchgängig. An den größeren Seitengewässern gibt es noch 16 nicht durchgängige Wehre. Er rechnete hoch, dass die Beseitigung der Probleme Baukosten in Höhe von etwa 3 Millionen Euro kosten könnte, woher das Geld kommt, sei noch nicht klar.
Vom Landesfischereiverband war der Georg Riegger gekommen. Er erklärte, dass man anderenorts schon gute Erfahrungswerte mit der Wiedereinführung des Lachses habe. Er forderte das Land auf, auch daran mitzuarbeiten. „Wir sind nicht gegen die Nutzung von Wasserkraft, wir können uns sehr gut vorstellen, dass Wasserkraft und die Einbürgerung des Lachses zusammen funktionieren kann.“, sagte Riegger.
Frank Pätzold von den Rheinberufsfischern erklärte, dass der Lachs jedes Jahr in den Rhein eindringt. Laut Prof. Dr. Dister, Leiter des Aueninstitutes World Wildlife Fund, steht der Lachs symbolisch für viele andere Tierarten. Der Verbau der Flüsse sei ein großes Problem.
Bürgermeister Heinz Winkler erklärte, dass mit drei Wasserkraftwerken in Haslach und Steinach etwa 3,4 Millionen Kilowatt pro Jahr erwirtschaftet werden. Es bleibe ein landes- und bundespolitisches Ziel, regenerative Energien zu fördern und auszubauen. Ein viertes Kraftwerk sei geplant.
Helmut Nitschke, Vorstand des EW Mittelbaden betonte, dass beim Bau neuer Kraftwerke auf jeden Fall der Auf- und Abstieg mit berücksichtigt werde. Grundvoraussetzung für die Ansiedlung des Lachses sei das man Flußsysteme als eine Einheit betrachtet, erklärte Stefan Stäbler vom Untersützungsfond Kinzig. „Es kann nicht sein, dass wir einen Streckenabschnitt im Gewässer in Ordnung bringen und dafür an einer anderen flussauf-, oder abwärts gelegenen Stelle eine neue unüberwindliche Barriere errichten.“, bemängelte er.
Mit dem neu gebauten Fischpass bei der Fa. Leipold oberhalb Wolfach haben wir im letzten Jahr ein 3,5 km langes hochwertiges Lachshabitat flussaufwärts wieder angebunden. Gerade in gut strukturierten Streckenabschnitten an Wolf, Kinzig und Gutach habe man seit Jahren eine natürliche Vermehrung von Bachforellen, aber auch von Groppen, Äschen und Neunaugen.
Wenn wir diese Bereiche wieder flächendeckend ökologisch vernetzen können wird auch der Lachs wieder heimisch werden. Der entdeckte Lachslaichplatz im November 2004 in der oberen Kinzig hat gezeigt, dass ein deutlicher Wiederbesiedlungsdruck von Lachsen besteht.
Prof. Dr. Dister und erntete damit viel Applaus. Er machte klar, dass bei den Wasserkraftnutzern Abstriche in der Rentabilität in Kauf genommen werden müssen. Aber: „Die Vereinbarkeit kann erreicht werden, wenn man es will.“, sagte er. In der nachfolgenden Diskussion kam auch das Gremium zu Wort.
Text und Bild: Anke Bauer