Mit 172 Opfern 2004 erneut weniger Drogentote

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[25.1.2005]
BW. Die Zahl der Drogentoten in Baden-Württemberg ist im vergangenen Jahr erneut weiter zurückgegangen. Nach der am Freitag, 7. Januar 2005, von Innenminister Heribert Rech vorgelegten vorläufigen Bilanz starben im vergangenen Jahr 172 Drogenabhängige an den Folgen ihrer Sucht,  vier Personen weniger als im Vorjahr (176). 146 der Verstorbenen waren männlich, 26 weiblich. Unter ihnen waren 20 Ausländer (2003: 24).

Innenminister Heribert Rech: „Damit setzt sich die bereits in den Vorjahren festgestellte abnehmende Tendenz weiter fort. Seit dem Jahr 2000 ist die Anzahl der Drogentoten in Baden-Württemberg von 287 kontinuierlich auf 172 Drogentote zurückgegangen. Dennoch werden wir die Hände nicht in den Schoß legen, sondern die massiven Anstrengungen zur Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität konsequent fortsetzen.“

Wie Rech weiter mitteilte, ist fast die Hälfte der Drogenkonsumenten an den Folgen eines Mischkonsums von Heroin, Kokain, Medikamenten oder Alkohol verstorben. Bei rund einem Viertel der festgestellten Drogenopfer sei eine Überdosis Heroin Todesursache gewesen. Erfreulicherweise seien unter den Drogenopfern des Jahres 2004 weder Kinder noch Jugendliche gewesen, allerdings 16 Heranwachsende im Alter von 18 bis 21 Jahren (2003: elf). Jüngster Drogentote im Jahr 2004 seien ein 18-jähriger Spätaussiedler aus dem Kreis Heilbronn und ein gleichaltriger Deutscher aus Lörrach gewesen, der mit Drogen, Alkohol und Medikamenten sein Leben zerstört hat.

Auffallend sei nach wie vor der hohe Missbrauch von so genannten Ausweichmitteln, insbesondere von Methadon. In Baden-Württemberg seien im Jahr 2004 insgesamt neun Personen (2003: 13) an den Folgen einer Überdosis dieses Ersatzstoffes gestorben; bei 22 (2003: 35) weiteren Drogenopfern konnte ein vorangegangener Mischkonsum unterschiedlicher Drogen mit Methadon als Todesursache festgestellt werden.

Das Durchschnittsalter aller Drogentoten sei im Vergleich zum Vorjahr auf 31,8 Jahre (2003: 31,6) leicht angestiegen. 66 Personen seien über 30 Jahre alt, 24 Personen sogar 40 Jahre und älter gewesen. Dies ist nach Ansicht von Innenminister Heribert Rech ein Indiz für den hohen Anteil von Langzeitabhängigen unter den Verstorbenen. Bei 30 Prozent der Drogenopfer hätte die Polizei Erkenntnisse über eine „Drogenkarriere“ von mehr als acht Jahren gehabt. Das Risiko, an den Folgen des Rauschgiftmissbrauchs zu sterben, werde durch den meist schlechten Gesundheitszustand deutlich erhöht.

Viele der Drogenkonsumenten bewerteten ihre persönliche und soziale Situation als ausweglos. Insgesamt 15 (2003: 12) Drogenabhängige hätten sich im Jahr 2004 das Leben genommen.

Auffallend sei immer noch die hohe Zahl von Spätaussiedlern unter den Drogentoten. Auch wenn sich diese mit 31 Opfern im Jahr 2004 auf dem Vorjahresniveau (2003: 30) bewege, sei ihr Anteil mit 18 Prozent an der Gesamtzahl der baden-württembergischen Rauschgiftopfer aber überproportional hoch. Beinahe jeder sechste Rauschgifttote in Baden-Württemberg sei ein Spätaussiedler gewesen. Mit einem Durchschnittsalter von 27 Jahren seien diese Drogenopfer fast fünf Jahre jünger als die Gesamtheit der Rauschgifttoten.

Die meisten Drogentoten im Jahr 2004 habe die Polizei mit 18 Opfern in Stuttgart (2003: 17) registriert, gefolgt von Ludwigsburg mit zehn Opfern (2003: elf) und Esslingen mit insgesamt neun Drogentoten (2003: elf). Ein deutlicher Rückgang sei in der Stadt Freiburg und im Zollernalbkreis festzustellen gewesen (siehe Anlage mit regionalen Zahlen).

Auch bundesweit zeichne sich insgesamt ein Rückgang der Drogentoten ab. Schlüssige Erklärungsansätze für die regional zum Teil sehr unterschiedlichen Entwicklungen gebe es noch nicht. Innenminister Heribert Rech warnte davor, einzelne Maßnahmen wie etwa die Einrichtung von Drogenkonsumräumen („Fixerräume“), die nur in einigen Bundesländern und in einer sehr geringen Anzahl existieren, als wesentlichen Faktor für die rückläufigen Zahlen bei den Drogentoten hervorzuheben. Vielmehr lasse sich die Zahl der Drogentoten – wie die Erfahrungen in Baden-Württemberg zeigten – durch eine frühzeitige Prävention und ein differenziertes Betreuungssystem mit niederschwelligen Angeboten wie psychosozialer Betreuung, Streetworkern und kommunalen Suchtbeauftragten reduzieren.

Rech: „Eine möglichst frühzeitige Suchtprävention ist notwendiger denn je. Der beste Ansatz ist die Vernetzung und enge Zusammenarbeit, die in Baden-Württemberg in vielen Projekten der Kommunalen Kriminalprävention und von Arbeitskreisen aus Eltern, Schulen, Kommunen, Vereinen, Suchtbeauftragen, Beratungsstellen gemeinsam mit der Polizei bereits praktiziert wird.“ Der Verharmlosung und Legalisierung illegaler Drogen, beispielsweise Ecstasy, Haschisch oder Kokain, sei eine entschiedene Absage zu erteilen, weil dies das falsche Signal an die junge Generation sei und zu einem zunehmenden Rauschgiftmissbrauch führen könne. „Gerade wegen der oft tödlichen Folgen der Sucht halten wir an unserer Linie fest: Frühzeitige und vernetzte Suchtprävention, Betreuung und Therapie durch ein differenziertes Hilfesystem und konsequente Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität durch Polizei und Justiz“, betonte Rech.

Quelle: Innenministerium

 

 

 

 

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