Die bulgarische Delegation mit Landrat Scherer (Mitte, 9.v.r.) wurde von Marianne und Roland Mack (5. und 6. v.r.) begrüßt. Rechts neben Scherer: Silvia Strezova, Generalsekretärin der Regionalverwaltung Vidin. Foto: Europa-Park

[07.06.2024]
Ortenau. Auf Einladung von Landrat Frank Scherer besuchte eine neunköpfige Delegation aus der bulgarischen Partnerregion Vidin vom 3. bis 5. Juni den Ortenaukreis. Die Delegation wurde von Silvia Strezova, Generalsekretärin der Regionalverwaltung Vidin, angeführt. Dies war der sechste offizielle Besuch im Rahmen der seit 2011 bestehenden Partnerschaft, bei dem Vertreter der Regionalverwaltung, Bürgermeister und Wirtschaftsvertreter innovative Projekte im Bereich Regionalvermarktung, Tourismus, Wirtschaft und Bildung besichtigten.

„Ich freue mich sehr über die engen und freundschaftlichen Beziehungen unserer beiden Regionen. Das ist der gelebte europäische Gedanke, der Akteure auf allen Ebenen zusammenbringt. So können wir gemeinsame Projekte fortführen und neue Kooperationsmöglichkeiten ausloten“, sagte Landrat Scherer.

Der Besuch begann am Montagvormittag auf dem „Schmalzenhof“ in Hofstetten. Inhaber Mathias Neumaier führte durch die Metzgerei und Brennerei und erklärte die Vermarktung regionaler Produkte. Besonders interessiert waren die bulgarischen Teilnehmer an den Angeboten von Ferien auf dem Bauernhof, die Landwirtschaft und Tourismus erfolgreich kombinieren. Maria Todorova, Bürgermeisterin der Gemeinde Chuprene, betonte den großen Nachholbedarf in ihrer Region: „Es mangelt bei uns nicht an touristischen Attraktionen, sondern an der notwendigen Infrastruktur. Das ist ein gutes Beispiel, wie es erfolgreich werden kann.“

Am Montagnachmittag erhielten die Gäste Einblicke in die Hightech-Anwendungen im Weinbau. Die frühere deutsche Weinprinzessin Katja Pfeiffer, jetzt Projektmanagerin bei der ZG Raiffeisen-Gruppe, demonstrierte, wie Drohnen die Kultivierung und Pflege von Weinreben erleichtern. Klaus Huber aus Nesselried zeigte die innovative Technik seines Steilhang-Vollernters, der die Ernte am Hang wesentlich erleichtert. Der Tag endete mit einem Besuch des Schwarzwaldweinguts Andreas Männle, wo die Delegation den Weinkeller besichtigte und an einer Weinprobe teilnahm.

Der zweite Tag stand im Zeichen der Bildung. Beim Besuch der Kaufmännischen Schule IBG Lahr zeigten die Gäste großes Interesse an „Übungsfirmen“, bei denen Schüler Geschäftsvorfälle simulieren und praktische Kenntnisse erlangen. „Das war beeindruckend. Ich bin mir sicher, dass sich daraus Kooperationen mit unseren Schulen und entsprechenden Firmen in Vidin ergeben werden“, sagte Generalsekretärin Strezova. Anschließend stellten Schülerinnen ihre Erfahrungen mit dem internationalen Austauschprogramm „ERASMUS+“ vor.

Am Nachmittag ging es nach Ettenheim, wo die Gruppe in der Backstube der Bäckerei Käufer die Qualität des Ortenauer Bäckerhandwerks erlebte. Inhaber Benjamin Käufer und Bäcker-Innungsobermeister Heinrich Schulz erläuterten die aufwändige Eigenproduktion der Backwaren. Nach einer Führung durch Ettenheim und einem Empfang im Rathaus, geleitet von Bürgermeister Bruno Metz, besuchte die Delegation den Zweckverband Abfallbehandlung Kahlenberg (ZAK) in Ringsheim. Georg Person, stellvertretender Geschäftsführer des ZAK, führte durch die innovative Anlage. „Die ZAK-Anlage ist hochmodern und effizient. Das waren für uns sehr wertvolle Informationen, die wir mit in die Heimat nehmen“, erklärte Strezova. Der Tag endete mit einem Blick hinter die Kulissen des Europa-Parks und der Wasserwelt Rulantica in Rust.

Für Frank Scherer, der nach zwei Amtsperioden am 31. Oktober aus dem Amt als Landrat des Ortenaukreises ausscheidet, war dies der letzte offizielle Empfang einer Delegation aus der Partnerregion. Im Namen der wegen der bulgarischen Parlamentswahlen verhinderten Gouverneurin von Vidin, Ani Arutyunyan, würdigte Generalsekretärin Silvia Strezova das langjährige Engagement des Landrats und verlieh ihm die Verdienstmedaille der Region. „Landrat Scherer ist zu einem echten Freund Vidins geworden. Er und der Ortenaukreis haben viel für uns getan. Wir alle in Vidin wünschen uns von Herzen, dass die Partnerschaft auch nach seiner Amtszeit weitergeführt wird“, betonte Strezova.

„Diese Auszeichnung ehrt und rührt mich sehr“, sagte Scherer. „Ich werde meiner Nachfolge ans Herz legen, diese Partnerschaft weiterhin zu pflegen, und kann unseren bulgarischen Freunden versprechen, dass ich auch als Privatmann der Region Vidin verbunden bleiben werde.“

Der Ortenaukreis und die Region Vidin haben im April 2011 ein offizielles Partnerschaftsabkommen geschlossen. Seitdem arbeiten beide Regionen vor allem in den Bereichen Wirtschaft und Bildung zusammen, etwa im „Qualifizierungsprogramm Ortenau-Vidin“. Dabei werden Vidiner Schulabsolventen und Arbeitskräfte für eine Berufsausbildung oder Weiterqualifizierung in der Ortenau gewonnen, um Fachkräfte zu sichern und der Jugendarbeitslosigkeit in Vidin entgegenzuwirken. Die ländliche Region Vidin im Nordwesten Bulgariens an der Donau gilt als Eingangstor zu Europa und hat eine Fläche von 3.022 km² und rund 73.000 Einwohner.

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